Hermann Reineck

Initiator der Lagergemeinschaft Auschwitz

Hermann ReineckHermann Reineck wurde am 9. Januar 1919 in Wien geboren. Der Vater war Staatsangestellter der österreichischen Post. Hermann Reineck wurde in einer sozialdemokratischen Familie erzogen. Sein Weg führte über die „Kinderfreunde“, die „Roten Falken“ zur „Sozialistischen Arbeiterjugend“. Im Dezember 1936 erfolgte die erste Verhaftung. Bis Mai 1937 blieb er in Haft. Dann kam er in das Umerziehungslager Wöllersdorf bei Wien. Seine Verfolgungsgeschichte begann also bereits vor dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich (1938), noch zur Zeit der österreichischen Souveränität, er wurde also bereits vom konservativen – sog. „austrofaschistischen“ – Regime verfolgt.

Im Jahr 1938 setzte dann die Verfolgung durch den Nationalsozialismus ein bzw. löste die bereits bestehende Verfolgungsgeschichte durch die österreichischen Christlich-Sozialen ab: Am 1. April 1938 wurde er zum Reichsarbeiterdienst, am 1. September 1939 zur Wehrmacht eingezogen und am 9. Januar 1941 durch die Gestapo zum zweiten Mal verhaftet. Seine Einlieferung nach Auschwitz mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ geschah am 24. September 1942.

Dort musste er mehr als zwei Jahre die unsäglichen Schrecken des Lageralltags ertragen, die ihn, wenn er nicht nach kurzer Zeit an einen anderen „Arbeitsplatz“ versetzt worden wäre, das Leben gekostet hätten – so seine eigene Einschätzung.

Nach gut zwei Jahren als Schreiber im Krankenhaus des „Stammlagers“ (Auschwitz I) wurde er, der mittlerweile der internationalen Widerstandsgruppe im Lager angehörte, im November 1944 zur berüchtigten Mordbrennertruppe „Dirlewanger“ verpflichtet, um – wie man ihm erklärte – den Schaden, den er dem deutschen Volk zugefügt habe, sühnen zu können. Man steckt ihn und weitere Häftlingskameraden in eine SS-Uniform und schickte sie nach einer kurzen militärischen Ausbildung zur Partisanenbekämpfung in die Berge im Grenzgebiet zur Tschechoslowakei. Dort gelang ihm zusammen mit einem Kameraden die Flucht zu den Partisanen.

Nachdem er sich anschließend zurück in seine österreichische Heimat durchgeschlagen hatte, erlebte er die Befreiung durch die Amerikaner im Salzkammergut, wo er noch bis Kriegsende im Untergrund als Widerständler gegen die Nazis tätig gewesen war. Die Amerikaner ernannten ihn kurzfristig zum Direktor des Gefängnisses in Bad Aussee. In dieser Zeit durfte er die Genugtuung erleben, Ernst Kaltenbrunner, den Nachfolger Heydrichs, als „Reichsprotektor von Böhmen und Mähren“ zu verhaften.

Hermann Reineck als Häftling in Auschwitz

Hermann Reineck als Häftling in Auschwitz

Im großen Frankfurter Auschwitz-Prozess stand Hermann Reineck als Zeuge der Anklage seinen ehemaligen Peinigern gegenüber; einige Zeit danach übersiedelte er in die Bundesrepublik.

Wie viele ehemalige KZ-Opfer konnte auch Hermann Reineck lange Zeit nicht über das Grauen des Erlebten sprechen. Nachdem ihm dies wieder möglich war, gründete er 1979 mit anderen ehemaligen Häftlingen, so auch Janusz Mlynarski die „Lagergemeinschaft Auschwitz / Freundeskreis der Auschwitzer“.

Hermann Reineck verstarb am 29. Dezember 1995.

Ein Interview mit Hermann Reineck zu seinem Leben aus dem Jahr 1984 finden Sie hier.

Sein Motto, dass „über Auschwitz kein Gras wachsen darf“, soll uns Mahnung und Verpflichtung sein.